Im ökumenischen Schulabschlussgottesdienst brachten Schülerinnen und Schüler des 10er Kurses Evangelische Religion eine nicht ganz ernst gemeinte Casting-Show auf die Bühne. „Germany’s next Top-Absolvent“ sollte ermittelt werden.
Eine Jury hatte unter verschiedensten Kandidatinnen und Kandidaten (dem Sportlichen, der Intelligenten, der Künstlerin, dem Musiker, der Sozialen, dem Beliebten, dem Humorvollen) den Gewinner, die Gewinnerin zu küren.
Für jede Person konnten die Jurymitglieder gute Argumente vorbringen. Leistung, Engagement, Aussehen, Wesenszüge waren ihre Wertmaßstäbe. Aber sie konnten sich nicht darauf einigen, was letztlich zum Top-Absolventen qualifizieren würde. Im Streit ging die Jury auseinander, weil die Gewichtungen stark voneinander abwichen.
Es wurde deutlich, dass unsere menschlichen Kategorien nicht ausreichen, um einen Menschen zu beurteilen und zu bewerten.
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In der Predigt nahm Pfarrer Bracklo, der zusammen mit Kaplan Werecki durch den Gottesdienst führte, diesen Gedanken auf:
Der eine ist besonders gut in Sport, der andere eher musisch begabt. Der eine kann Mitmenschen mit Humor zum Lachen bringen, die andere kann sich besonders gut um Menschen und ihre Probleme kümmern. Die einen haben einen super Abschluss geschafft, andere hätten sich Besseres erhofft oder haben zu spät gemerkt, dass sie etwas mehr hätten tun können. Einige haben ganz viele Top-Eigenschaften, andere fühlen sich auf keine Art und Weise top. Wie bei der zerstrittenen Jury ist es eben nicht so klar und deutlich zu sagen, wer oder was top oder flop ist. Das hängt, wie sich gezeigt hat, ganz stark vom Standpunkt und vom Auge des Betrachters ab.
Jeder von uns hat seine eigenen Wertmaßstäbe und überträgt sie auf andere. Die biblische Botschaft geht da einen anderen Weg. Wir Menschen bleiben oft im Vordergründigen stecken. Die biblische Perspektive zeigt die von Gott verliehenen Begabungen und die Wertschätzung eines/einer jeden Einzelnen. Wir alle sind Beschenkte und dürfen von diesen Geschenken an andere weitergeben und uns auch über die Begabungen der anderen freuen.
Zur Erinnerung daran erhielt jeder Schüler des Entlassjahrgangs einen Halbedelstein. Er soll deutlich machen: Du bist wertvoll, ein Ebenbild Gottes. Wir sind alle kostbar. Gottes Bewertung entzieht sich aller menschlichen Bewertungen, wie wir sie z. B. in Casting-Shows vornehmen.
Und letztlich: Dieser Gottesdienst hat gezeigt, wie etwas zu einer runden Sache werden kann, wenn viele ihre Gaben einbringen und ein Projekt gemeinsam tragen. Jeder und jede waren gleich wichtig.
Was wäre der Gottesdienst gewesen ohne die Beteiligung an den Gebeten der Schülerinnen des katholischen Religionskurses, ohne den Chor, ohne die Band unter Leitung von Frau Saßenscheidt, ohne die Technik unter der Regie von Frau Köhler?
Frank Bracklo