Schulen tragen oft Namen von Schriftstellern, Politikern, Ärzten – von Menschen, die uns ein Vorbild sein können, durch ihren persönlichen Einsatz für Frieden, Toleranz, Hilfsbereitschaft und Menschlichkeit. Das Leben und Wirken Dietrich Bonhoffers ist für die Schule, die seinen Namen trägt Vorbild und Verpflichtung.
Dietrich Bonhoeffer wurde am 4. Februar 1906 in Breslau geboren und studierte später Theologie. Bereits als junger Pfarrer trat er für die Werte der Demokratie und bürgerliche Freiheit ein. Sein fester Glaube an den Wert jedes Menschen, die Würde und Unantastbarkeit eines jeden einzelnen zeigte sich in seiner mutigen Gegenwehr gegen die Regierung. Sein Mut und seine Furchtlosigkeit, Unrecht nicht einfach hinzunehmen, sondern Widerstand in Wort und Taten zu leisten, kostete ihn wenige Tage vor Kriegsende das Leben. Dietrich Bonhoeffer wurde am 9. April 1945 hingerichtet.
Zahlreiche Schulen in Deutschland wurden nach Dietrich Bonhoeffer benannt. Auch wir tragen den Namen Dietrich-Bonhoeffer-Schule voller Stolz und gehen damit gleichzeitig eine Verpflichtung ein, unsere Schülerinnen und Schüler zur Kritikfähigkeit und Toleranz zu erziehen. Erziehung im Sinne Dietrich Bonhoeffers heißt für die Schule und das Elternhaus mitzuhelfen bei der Gestaltung einer Gesellschaft, die Frieden und Freiheit, Leistungsbereitschaft, Einsatz für die Menschlichkeit und ein humanes Miteinander als Grundlage ihrer Existenz anerkennt.
Dietrich Bonhoeffer – Kurzbiographie
Dietrich Bonhoeffer wurde am 4. Februar 1906 als sechstes von acht Kindern in Breslau geboren. 1912 zog die Familie Bonhoeffer nach Berlin. Dietrichs Kindheit war durch eine offene, warme, aber auch strenge Erziehung geprägt.
Nach dem Abitur, das Dietrich Bonhoeffer mit 16 Jahren bestand, begann er in Tübingen und Berlin mit dem Studium der Theologie. Bereits mit 21 Jahren schrieb er seine Doktorarbeit. 1930 wurde er Privatdozent für Theologie an der Universität in Berlin.
Als im Jahre 1933 die Kirche in Deutschland dem nationalsozialistischen Staat „gleichgeschaltet“ wurde, ging Bonhoeffer nach London, um hier als Pastor in zwei deutschen Gemeinden zu wirken. Nach seiner Rückkehr im Frühjahr 1935 schloss er sich der Gemeinschaft der „Bekennenden Kirche“ an, der protestantischen Widerstandsbewegung. Trotz des ständig stärker werdenden Druckes durch den NS-Staat versuchte er, mit gleichgesinnten Menschen Gottesdienste abzuhalten und die Ausbildung der Geistlichen in den überlieferten Formen und gegen den Willen des Staates durchzuführen. Bonhoeffers Weg in den Widerstand nahm erste konkrete Formen an.
verboten ihm die Nationalsozialisten, Vorlesungen zu halten, 1938 erhielt er sogar Aufenthaltsverbot für Berlin und 1941 untersagte man ihm jede schriftstellerische Veröffentlichung. Dietrich Bonhoeffer wurde nun ständig von der Geheimen Staatspolizei überwacht.
Wegen des drohenden Krieges im Jahre 1939 verschafften ihm seine Freunde in Amerika die Einladung zu einer Vorlesungsreise in die USA. Dietrich Bonhoeffer blieb jedoch nur sechs Wochen dort und kehrte unmittelbar vor Ausbruch des Krieges wieder nach Deutschland zurück.
Seit dieser Zeit betätigte er sich mit immer größerem Einsatz an denVorbereitungen zur Beseitigung des nationalsozialistischen Regimes. Er schloss sich der Widerstandgruppe um Admiral Canaris an, der Chef der militärischen Abwehr war. Bonhoeffer arbeitete als Kurier der Abwehr und nutzte diese Tätigkeit aus, um den Widerstand gegen den NS-Staat weiter auszubauen.
Immer schwieriger gelang indes die Geheimhaltung des Widerstandes. Am 5.April 1943 wurde Dietrich Bonhoeffer verhaftet und in das Militärgefängnis Berlin-Tegel gebracht. Der Verhaftung folgten häufige Drohungen der Gewaltanwendung gegen ihn und Repressalien gegen seine Eltern und seine Verlobte Maria von Wedemeyer.
Nach dem gescheiterten Attentat auf Hitler am 20. Juli 1944 verschlechterten sich die Haftbedingungen Bonhoeffers gravierend. Im Februar 1945 wurde er gemeinsam mit anderen Häftlingen in das KZ Buchenwald, im April in das KZ Flossenbürg verlegt.
Ein SS-Standgericht verurteilte Bonhoeffer wegen Hoch- und Landesverrates zum Tode durch den Strang. Für seinen festen Widerstand aus christlicher Überzeugung und sein Eintreten für die Werte der Demokratie bezahlte er mit seinem Leben. Am 9. April, nur wenige Wochen vor der Kapitulation Deutschlands, wurde Dietrich Bonhoeffer erhängt.
© Chr. Kaiser / Gütersloher Verlagshaus, Gütersloh